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Emscher Junior Cup 2017
„Fairplay wird großgeschrieben“

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Emscher Junior Cup 2017: „Fairplay wird großgeschrieben“
Foto: firo
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Am Sonntag ist der Emscher Junior Cup gestartet - es ist die achte Auflage.

Nassim, der Hauptdarsteller aus dem letzten Jahr, war diesmal nicht dabei. Weil der Junge mit seiner Familie inzwischen aus der Dortmunder Nordstadt weggezogen ist, hat er im Sommer den Verein gewechselt und kickt jetzt beim SV Brackel 06.

Weniger bunt ist das Team des FC Merkur 07 deshalb aber nicht geworden. „In meiner Mannschaft spielen Kinder marokkanischer, tunesischer, albanischer, türkischer, kurdischer, afrikanischer und griechischer Herkunft“, zählt Raschid Arrag auf und lacht.

Denn der Trainer der F1-Jugend des FC Merkur 07 ist sich nicht mal sicher, ob er alle Nationen, aus denen seine Schützlinge oder deren Eltern stammen, erwähnt hat. „Wenn man unsere „F3“, die ich auch mit betreue, dazu nimmt, kommen noch Kinder aus Polen, Bosnien, Syrien, Jordanien, dem Irak und weiteren afrikanischen Staaten wie Guinea dazu. Da kann man schon mal durcheinander kommen“, bittet er um Verständnis. Eine halbe Weltauswahl also.

2016 hatten sein Spieler und er beim Auftaktturnier in Holzwickede für bundesweites Aufsehen gesorgt. Jürgen Fromme von der renommierten Agentur firo sportphoto, die den Emscher Junior Cup seit vielen Jahren begleitet, hatte eine Szene fotografiert, in der sich Nassim mit ausgestreckter Hand bei seinem Gegenspieler entschuldigt. Das Bild wurde zum Sportfoto des Jahres 2016 in der Kategorie „Fußball Amateur + Jugend“ gewählt. „Eine schöne Szene, die zeigt: Auch unterschiedliche Kulturen verständigen sich auf dem Fußballplatz – auf ihre Weise“, erklärte Jürgen Fromme damals sein Bild.

Die Sieger aus Holzwickede Für das Finale qualifiziert: TSC Eintracht Dortmund SV Eintracht Heessen Hombrucher SV SuS Volmarstein Fairplaysieger: SuS Kaiserau Sieger Emscher Parcours Team: TSC Eintracht Dortmund Sieger Emscher Parcours Einzel: Tassilo (TSC Eintracht Dortmund)

„Unser Ziel ist es, die Jungs von der Straße zu holen“ Die Botschaft ist auch 2017 dieselbe geblieben: „Fair Play wird bei uns großgeschrieben“, bestätigt Arrag. Der 42-Jährige ist überzeugt, dass Integration langfristig nur dann gelingen kann, wenn man bei den Kleinsten anfängt. „Wir haben in der Dortmunder Nordstadt nun einmal einen hoher Ausländeranteil“, erklärt er.

„Unser erstes Ziel ist es deshalb, die Jungs von der Straße zu holen. Unser Aufgabe dabei ist es, die verschiedenen Nationen unter einen Nenner zu bekommen.“ Dabei spiele der Fußball eine elementare Rolle. „Manche können überhaupt kein Deutsch, wenn sie zu uns kommen. Andere bekommen durch ihre Eltern oder ihr Umfeld so viel dummes Zeug mit auf den Lebensweg, dass sie es später schwer haben, sich in dieser Gesellschaft zurecht zu finden“, so Arrag. Über die gemeinsamen Erlebnisse beim Sport habe man die Möglichkeit, entgegen zu wirken. „Die Begeisterung und die Liebe zum Fußball ist das, was alle vereint. In manchen anderen Sachen kommen die nicht zusammen, beim Fußball schon“, nickt er.

So werden die großen Probleme auf diesem Globus manchmal in den Mikrokosmos einer U9-Mannschaft hineingetragen. Arrag hat aber eine Vision: „Ich habe noch nicht einmal gehört, dass ein kurdisches Kind aus meiner Mannschaft ein türkisches Kind angemacht hat- oder umgekehrt. Im Gegenteil, sie liegen sich nach einem Sieg zusammen in den Armen. Ich habe eine ganz große Hoffnung: Vielleicht können wir alle einen Schritt aufeinander zugehen, wenn wir früh genug damit anfangen.“

Arrag achtet auf Disziplin Deswegen ist er Trainer geworden. Daran arbeitet er mit seinen Spielern. Es sind manchmal elementare Dinge, die eine eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber eine große Wirkung zeigen. „Wir achten sehr auf Disziplin“, meint Arrag. „Wir gehen friedlich miteinander um. Bei uns wird extrem darauf hingewirkt und sofort eingeschritten, wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt. Das wird bei den Kleinsten schon im Keim erstickt“, bestätigt er. „Wenn ein Spiel vorbei ist, klatschen wir uns mit dem Gegner ab. Wenn wir ein Foul begehen, dann sagen wir das, auch wenn wir dadurch ein Spiel verlieren oder ein Treffer nicht anerkannt wird. Das ist mir egal.“

Sein Wunsch: „Die Jungs sollen etwas für ihr Leben mitnehmen, damit sie sich später daran erinnern und nicht in zehn Jahren als Erwachsene genauso betrügen, wie damals bereits ungestraft - oder vielleicht sogar noch gefördert – bei uns in der F-Jugend in einem Fußballspiel.“ Sein Credo: „Meine Jungs sollen sich wohl fühlen, wenn sie die Wahrheit sagen und ehrlich sind.“

Dafür, so Arrag, sei der Emscher Junior Cup eine ideale Bühne. „Wir sind der Emschergenossenschaft sehr dankbar dafür, dass wir erneut an so einem professionell durchgeführten Turnier teilnehmen durften“, sagt Arrag. „Wir hatten in Holzwickede nicht nur erneut einen Riesenspaß, sondern gerade der Austausch mit so vielen unterschiedlichen Mannschaften bringt uns auf unserem langen Weg wieder ein Stück weiter.“ Und das ist am Ende gar nicht hoch genug zu bewerten. Stefan Bunse

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