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Trainer auf Jobsuche: So erlebt Rene Lewejohann die Corona-Pause

Rene Lewejohann trainierte bis Ende Januar die Hammer Spielvereinigung.
Rene Lewejohann trainierte bis Ende Januar die Hammer Spielvereinigung. Foto: Thorsten Tillmann
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Für Rene Lewejohann fühlt sich die Corona-Pause wie eine halbe Ewigkeit an. Immerhin ist der 36-Jährige schon seit Ende Januar ohne Beschäftigung. Am 28. Januar 2020 hat er seinen Job als Trainer der Hammer SpVg verloren.

Wir haben mit dem ehemaligen Profi und heutigen Trainer gesprochen. Lewejohann, der in seiner bisherigen Trainer-Laufbahn für den FSV Duisburg, die Spielvereinigung Erkenschwick und die Hammer Spielvereinigung gearbeitet hat, erklärt, dass es aktuell für arbeitslose Übungsleiter alles andere als einfach ist.

Rene Lewejohann, wie überleben Sie aktuell die Corona-Krise? Ich glaube, dass ich vor lauter Langeweile meinen Sohn im Garten schon mindestens 30-mal umgegrätscht habe (lacht). Nein, aber im Ernst: Es ist für alle gerade sicherlich eine schwierige Zeit. Klar ist: Die Gesundheit steht über allem. Ich versuche, mit der Situation positiv umzugehen. Auf Instagram filme ich mich regelmäßig beim Joggen und versuche damit, auch andere zum Sport zu motivieren und vor allem zum Zusammenhalt zu bewegen – auch, wenn es in diesen Zeiten nur digital geht. Ich finde, das ist gerade jetzt extrem wichtig. Inzwischen machen dabei zum Beispiel MMA-Kämpfer oder Boxer mit, Groß und Klein, Sportler und Nicht-Sportler. Eine richtig große Gruppe, die da zusammentrainiert. Sky Sport News HD hat mich jetzt sogar angesprochen, ob sie mich dabei mal begleiten können. Das freut mich natürlich.

Ist es für einen Trainer, der auf der Suche nach einer neuer Aufgabe ist, in der aktuellen Situation umso schwieriger? Es gestaltet sich schon etwas schwieriger als sonst, weil niemand weiß, wie es im Fußball weitergeht. Viele Vereine im Amateur-, aber auch im Profibereich stehen vor existenziellen Fragen, vor einer nie dagewesenen Herausforderung. Alle wollen und müssen irgendwie planen und es wird sicherlich auch Lösungen geben, die aber nicht alle zufriedenstellen werden. Trotz allem: Es wird sich bestimmt die eine oder andere Situation für mich ergeben, erste Kontakte und Anfragen gab es ja auch schon. Für mich war das Passende aber noch nicht dabei.

Sie hatten jetzt Zeit, nachzudenken und sich selbst zu reflektieren. Wie fällt Ihr Fazit aus? Ich überlasse die Bewertung meiner Arbeit anderen und blicke eher nach vorne. Grundsätzlich habe ich eine klare Linie, wie ich Fußball spielen möchte. Ich möchte eine Mannschaft mit viel Empathie führen und formen. Und mir ist es immer wichtig, dass ich nachhaltig arbeite, Spieler entwickle und positiv beeinflusse. Ich denke, das ist mir bei meinen Stationen insgesamt gut gelungen. Mit dem Tabellenstand im letzten halben Jahr in Hamm kann ich natürlich nicht zufrieden sein. Aber ich denke, dass dabei auch bestimmte Aspekte zu berücksichtigen sind, wie etwa die nicht vorhersehbaren Sparmaßnahmen und die Tatsache, dass ich größtenteils keinen Co-Trainer an meiner Seite hatte. Es hat mich sehr berührt, dass die Mannschaft trotz der sportlichen Situation bis zum Schluss hinter mir stand. Eine meiner Aufgaben in Hamm war es, junge Spieler oberligatauglich zu machen. Mich haben danach einige Trainerkollegen nach diesen Spielern gefragt und Interesse bekundet. Das zeigt doch, dass das ganz gut geklappt hat. Aber wie gesagt: Ich schaue jetzt lieber nach vorne. Bevor die Beschränkungen durch Corona kamen, hatte ich viel Kontakt zu anderen Trainern. Ich habe mich weitergebildet, bei der U19 vom VfL Bochum hospitiert. Wäre jetzt die aktuelle Situation nicht dazwischen gekommen, hätte ich zudem noch Peter Hyballa bei NAC Breda in den Niederlanden über die Schulter geschaut.

Sie haben mit dem Tod Ihres Bruders und Ihres Vaters binnen weniger Monate auch einige private Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Inwiefern haben diese Ihre Arbeit behindert? So etwas geht natürlich an niemandem spurlos vorüber. Ich hatte keinen Co-Trainer, musste also direkt wieder funktionieren. Die Mannschaft hat mir dabei aber sehr geholfen, dafür bin ich den Jungs bis heute sehr dankbar. Es war nicht einfach, aber durch diese Phase durchgehen zu müssen, daran bin ich enorm gewachsen, menschlich und auch als Trainer.

Wie sollte Ihr neuer Verein aussehen? Das kann man pauschal nicht sagen. Wenn ich jetzt sage, der Verein muss zum Beispiel gut strukturiert sein und ein gutes Umfeld haben, sind das aus meiner Sicht nur Floskeln, denn das möchte man ja immer. In jedem Klub gibt es positive, aber auch negative Aspekte, die man angehen muss. Am Ende muss ich mich mit dem Verein und dem vorgegebene Ziel identifizieren können – und ich muss spüren, dass alle an einem Strang ziehen, um das gesteckte Saisonziel zu erreichen. Ob es nun in Westfalen oder am Niederrhein ist, ist mir auch nicht so wichtig. Ich habe schließlich schon überall gearbeitet.

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