Es ist zwar nur ein kleiner und kurzzeitiger, aber ein dennoch denkwürdiger Lichtblick für alle Fußballfans, die es mit dem FC Schalke 04 halten und in dessen aktuell so gut wie aussichtsloser Situation mit ihm mitleiden: Am Montag jährt sich der 5:2-Coup von S04 im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel 2010/11 bei Inter Mailand zum zehnten Mal. In der Startelf stand dabei neben den Torschützen Raúl und Edu - letzterer ebnete den Weg der Schalker ins Halbfinale gar mit einem Doppelpack - auch Hans Sarpei. Der damals 34-Jährige beackerte im altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion die linke Abwehrseite und kann sich noch bestens an den Tag des größten Triumphes gegen Inter seit den "Eurofightern" erinnern.
"Geiles Spiel! Wir haben damals alle überrascht. Ein Spiel, das man nie wieder vergisst", bringt es der Ex-Profi im Interview mit dem "Kicker" auf den Punkt. Er berichtet zudem von etwas, was viele Schalke-Anhänger momentan von den Spielern im königsblauen Trikot vermissen: der nötigen Courage, um das Heft in einem scheinbar verlorenen Spiel noch einmal in die Hand zu nehmen. "Dass wir nach dem Ausgleich das 1:2 kassiert haben, war blöd, aber kurz vor der Pause das 2:2 zu machen, war ganz, ganz wichtig, weil wir uns belohnt haben und uns in der Kabine gesagt haben: 'Die sind verwundbar, die können wir schlagen.' Wir hatten nochmal Mut [...]", fasst er zusammen.
Nach dem furiosen Sieg in Italien hätte die damalige Schalker Mannschaft um Joel Matip, Benedikt Höwedes, Jefferson Farfán und Co. dann vor dem Rückspiel keine Angst gehabt, den Einzug ins Halbfinale noch aus der Hand zu geben, wie Sarpei erklärt. "Angst nicht. Wir wussten: Wir dürfen es nicht leicht angehen. Wir sind deswegen auch in das Rückspiel mit der Einstellung gegangen: Wir wollen zuhause gewinnen. Und das hat man, glaube ich, auch gesehen", sagt er über das 2:1 in der heimischen Veltins-Arena.
Sarpei: Neu-Sportvorstand Knäbel hat "auch viele gute Entscheidungen getroffen"
Und was denkt der mittlerweile 44-Jährige über die jetzige Situation bei den Schalkern? Vielen Fans dürfte es fast schon surreal vorkommen, dass der Verein, der gerade abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga steht, einmal große Erfolge auf internationaler Bühne feierte. Sarpei, der sich unter anderem durch seine TV-Show "Hans Sarpei - das T steht für Coach" einen Namen gemacht hat, sieht die Probleme im bröckelnden mannschaftlichen Gefüge. "Ich bin ja auch nur Mitglied bei Schalke und nicht täglich dabei. Von außen betrachtet ist der Kader von den Einzelspielern ganz gut, aber als Mannschaft hat er nicht funktioniert", so der Deutsch-Ghanaer.
Die Tatsache, dass Ralf Rangnick, unter dem seinerzeit der 5:2-Erfolg bei Inter und der damit verbundene Einzug ins Champions-League-Halbfinale gelang, nun nicht in sportlich leitender Funktion wieder auf Schalke aufschlägt, bedauert Sarpei, sieht im neuen Sportvorstand Peter Knäbel aber einen würdigen Amtsinhaber. "Natürlich ist es schade, dass er [Rangnick] es nicht geworden ist, aber Peter Knäbel hat in seiner Schalker Zeit auch viele gute Entscheidungen getroffen. Man braucht in dieser Situation jemanden, der Entscheidungen über die Zukunft treffen, mit neuen Spielern reden und eine Wir-Kultur entwickeln kann. Deswegen glaube ich, dass er eine gute Lösung ist."
Sarpei im Schalker Aufsichtsrat? "So weit sind wir noch gar nicht"
Angesprochen auf seinen Plan, im Sommer für den Schalker Aufsichtsrat kandidieren zu wollen, nimmt Sarpei etwas den Wind aus den Segeln. "So weit sind wir noch gar nicht. Erst einmal müssen wir alle durch den Wahlausschuss. Die dort Bestimmten treten dann bei der Jahreshauptversammlung an. Und dann ist es ja nicht alleine meine Entscheidung", stellt er klar.
Was noch klar ist: Sollte der 190-malige Bundesligaspieler in das aus elf Personen bestehende Gremium gewählt werden, möchte er Schalke 04 nicht nur fußballerisch, sondern auch anderweitig voranbringen. "Ich würde gerne meine Erfahrung und mein Wissen als Fußballer und Trainer weitergeben - auch in gesellschaftlichen Themen. Schalke ist eine Multikulti-Gesellschaft, das möchte ich mit einbringen. Ich denke, dass das sehr gut passen würde", so Sarpei gegenüber dem "Kicker".
