Die Rede ist von Kevin Freiberger. Der 30-Jährige ist in Essen geboren und machte nie ein Geheimnis daraus, dass er für den größten Klub seiner Geburtsstadt spielen will - und das erfolgreich.
Freiberger gelang es bei Rot-Weiss gleich zweimal anzuheuern. Doch weder in der Zeit von Februar bis Juni 2015 noch in der vergangenen Saison gelang ihm in Essen der Durchbruch. Freiberger kommt im RWE-Trikot lediglich auf 16 Einsätze und zwei Tore.
Er ist nun dort zurückgekehrt, wo er als Fußballer seine größten Erfolge feierte: bei den Sportfreunden Lotte.
Der Offensivmann zeigte in den ersten vier Spielen nach seiner Rückkehr, warum ihn Trainer Ismail Atalan unbedingt an das Lotter Autobahnkreuz zurückholen wollte. Vier Tore schoss Freiberger - einen Treffer in der Regionalliga und drei Buden im Westfalenpokal. Insgesamt kann Freiberger auf 176 Begegnungen (56 Tore) im Lotter Trikot zurückschauen - inklusive des Drittliga-Aufstiegs und dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund.
RevierSport hat mit Kevin Freiberger über seine Zeit bei Rot-Weiss Essen und die großen Unterschiede zwischen RWE und Lotte gesprochen.
Kevin Freiberger, vier Spiele und vier Tore: Sie müssen sich wieder pudelwohl und zuhause fühlen, oder? So würde ich das nicht sagen. Ich habe mich auch bei Rot-Weiss Essen super glücklich gefühlt. Ich bin jetzt eben nur topfit und habe eine gute Vorbereitung bei RWE genossen. Ich will einfach nur Spaß haben und Fußball spielen. Bei Rot-Weiss wollte man mich leider nicht mehr. Deshalb habe ich den Weg nach Lotte gewählt.
Sind Sie enttäuscht, dass Christian Titz Sie nicht in seiner Mannschaft gesehen hat? Ja, darüber bin ich sehr enttäuscht. Ich bin fest davon ausgegangen, dass ich nach meiner langen Verletzung mit Rot-Weiss nochmal angreife. Die Vorbereitung begann auch gut. Im Trainingslager schockte mich der Trainer dann mit seiner Nachricht, dass es für mich besser wäre, den Verein zu verlassen. Diese Worte waren für mich sehr bitter.
Sie haben letztendlich in zwei Anläufen nur 16 Spiele für RWE bestritten. Das ist zu wenig. Definitiv! Für mich ist das alles in Essen sehr unbefriedigend gelaufen. Manchmal sitze ich zuhause auf dem Sofa und denke immer noch darüber nach, warum es so schlecht gelaufen ist. Ich war wirklich geil auf den Verein, die Stadt, die Fans. Ich hatte große Lust mit Rot-Weiss Essen Erfolge zu feiern. Leider machten mir die Verletzungen einen Strich durch die Rechnung. Ich hätte sehr gerne in dieser Saison mit RWE Siege gefeiert. Wer weiß, im Fußball ist alles möglich. Vielleicht gibt es für mich noch irgendwann einen dritten Anlauf bei RWE (lacht).
Jetzt sind Sie zurück in Lotte. [article=430700]Ismail Atalan sagte in der Vergangenheit, dass man Spieler wie Sie oder Timo Brauer nicht finanzieren kann[/article]. Wie ist es letztendlich zur Unterschrift gekommen? In Lotte ist man nicht auf Rosen gebettet. Das stimmt schon. Ich musste schon zwei Schritte auf die Sportfreunde zugehen, um zu unterschreiben. Aber meine Familie und ich wollen jetzt in der Gegend sesshaft werden und planen einen Umzug nach Rietberg in der Nähe von Gütersloh. Ich hatte auch Anfragen aus der 3. Liga, wo ich mit Sicherheit mehr als in Lotte verdient hätte. Ich wollte aber auch wieder bei einem Trainer spielen, der mir vertraut, der auf mich setzt. Zwischen Lotte und mir passt das einfach. Deshalb bin ich zu den Sportfreunden gewechselt.
Sie kennen sowohl den Sportfreunde- als auch den RWE-Kader sehr gut. Wo sehen Sie da die größten Unterschiede? Es ist ja kein Geheimnis, dass in Lotte alles kleiner als in Essen ist. So ist es bei uns auch noch etwas familiärer als bei RWE. In Essen waren wir eher Arbeitskollegen, in Lotte sind wir eine kleine Familie. Wir fahren zu unseren Auswärtsspielen mit drei Bullys und zwei, drei PKWs. Das nur als Beispiel. Da rückt man schon automatisch enger zusammen. Und ich muss auch sagen, dass die Qualität des Kaders in Essen größer ist. Das ist einfach so. RWE hat in diesem Jahr schon eine starke Mannschaft beisammen.
Und Lotte? Wir hauen alles raus und schauen, wo wir dann am Ende stehen. Ich hoffe, dass der Verein noch zwei, drei Spieler verpflichtet. Dann wären wir ordentlich aufgestellt. Wenn wir am Ende Erster werden und Rot-Weiss Essen hinter uns landet, dann hätte ich nichts dagegen (lacht).
