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Die Fan-Proteste sind absolut richtig - und halten der DFL den Spiegel vor

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Kommentar: Die Fan-Proteste sind absolut richtig - und halten der DFL den Spiegel vor
Foto: Oli Hilbring
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Seit Wochen protestieren Fangruppen in Deutschland gegen einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL und eine dubiose Abstimmung. Gut so! Ein Kommentar.

Volkssport Fußball: Was in Zeiten von Weltmeisterschaften in Katar, einer fragwürdigen Champions-League-Reform und nun eben einer dubiosen Abstimmung über den Einstieg eines Investors bei der DFL nur noch eine hohle Floskel zu sein schien, wird seit ein paar Wochen wieder mit Leben gefüllt.

Denn Fangruppen aus nahezu allen Kurven im deutschen Profifußball begehren auf. Und zwar gegen eine Abstimmung, die unglaubwürdiger kaum sein könnte. Punktgenaue Mehrheit für einen DFL-Investor - und zwar offensichtlich mit der Stimme von Hannover 96. Präsident Martin Kind hatte die Weisung, ein "Nein" des Muttervereins zu überbringen. Das hat er allem Anschein nach nicht getan. Die 50+1-Regel wäre damit verbotenerweise ausgehebelt worden.

Dass die DFL das Votum als hektische Geheimabstimmung abhielt, ist eine Farce. Niemand kann Kind aktiv Fehlverhalten nachweisen. "Wie ich gestimmt habe, das weiß nur ich", sagte der 79-Jährige gegenüber dem NDR. Eine völlig offensichtliche Lücke im System "50+1".

Von Seiten der Fußballliga kommen allerdings keine Bemühungen, das Ganze aufzuklären. Wieso auch? Das Abstimmungsergebnis ist nach eigenem Gusto, die Verhandlungen mit möglichen Partnern wurden aufgenommen. Schon zur Saison 2024/25 soll der Vertrag unterzeichnet sein.

Die Meinungen abertausender Vereinsmitglieder und Fans? Werden einfach ignoriert. Stattdessen sollten sie jetzt, nach beendeter Abstimmung, mit einem halbgaren Gesprächsangebot abgespeist werden. So sieht, vereinfacht gesagt, der Plan aus. Doch da machen die meisten Fankurven Deutschlands zum Glück nicht mit.

Tennisball-Proteste als geschicktes Mittel der Fanszenen

Kurz vorweg: Martin Kind oder andere Menschen auf Plakaten ins Fadenkreuz zu nehmen, ist absolut inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen.

Abseits solcher zum Glück seltenen Entgleisungen schaffen die Fans dagegen eine geschickte Form des Protests: Immer wieder fliegen Tennisbälle und andere Gegenstände auf den Rasen. So wird das Spiel unterbrochen, zuletzt standen auch immer wieder Partien vor dem Abbruch.

Die Fans treffen die DFL da, wo es ihr richtig wehtut. Ein "strategischer Partner", wie der Investor offiziell genannt wird, will in ein gewinnversprechendes Hochglanzprodukt investieren. Andauernde Spielunterbrechungen, ewige Nachspielzeiten und Schmähgesänge passen da nicht rein.

Und damit sitzen die Fans am längeren Hebel. Tennisbälle, Flummis und Goldtaler lassen sich immer irgendwie ins Stadion schmuggeln.

Das scheint auch bei den möglichen Investoren anzukommen. Blackstone ist als einer von zwei möglichen Kandidaten bereits ausgestiegen. Wieso? Das wollte die DFL nicht sagen. Das US-Medium Bloomberg wurde dagegen konkreter: Die Fan-Proteste sollen der Grund gewesen sein.

DFL muss ein offenes, faires Abstimmungsverfahren gewährleisten

Die DFL wird nicht darum herumkommen, das Abstimmungsverfahren rund um einen möglichen Investor endlich offen und fair zu gestalten. Was bisher abgelaufen ist, ist ein schlechter Witz - und das wird den Verantwortlichen gerade offen gespiegelt.

Das Votum zu einem möglichen Investor muss transparent abgehalten werden. Die 50+1-Regel in Deutschland steht - und das nicht ohne Grund. Mitglieder haben die Mehrheit in den Vereinen, und wenn die Mehrheit der Mitglieder gegen einen Investoreneinstieg stimmt, dann hat der Weisungsbefugte das so zu überbringen. Denn der Fußball ist in Deutschland eben immer noch ein Stück Volkssport. Ob es der DFL nun passt oder nicht.

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